Die Mercer | hkp///group Berater David Voggeser, Sasa Basta und Jonas Friedrich im Gespräch zu aktuellen Entwicklungen in der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sowie zu den Auswirkungen der Elektromobilität auf die Dienstwagenpolitik.

Mit der zunehmenden Integration von Elektrofahrzeugen müssen Unternehmen eine effiziente und konsolidierte Ladeinfrastruktur bereitstellen. Welches Bild eröffnet sich Ihnen als in diesem Themenfeld spezialisierten Beratern?

David Voggeser: Die Integration von Elektrofahrzeugen in Unternehmensflotten ist ein entscheidender Schritt hin zu nachhaltiger Mobilität. Allerdings kämpfen viele Unternehmen noch mit einer ineffizienten Ladeinfrastruktur. Nutzer öffentlicher Ladesäulen erleben oft, dass das Laden ohne mehrere Apps und Ladekarten frustrierend sein kann.

Die fehlende Harmonisierung der Lade- und Bezahlsysteme stellt also auch im geschäftlichen Bereich eine erhebliche Hürde dar?

Sasa Basta: Das ist richtig. Unternehmen müssen sich mit grundlegenden Fragen auseinandersetzen, um eine einheitliche Lade- und Bezahlinfrastruktur zu schaffen. Beispielsweise sollten sie klären, welche Anbieter – DKV oder ADAC sind hier als Beispiele zu nennen – die meisten Ladesäulen abdecken und damit breiten Zugang bieten. Darüber hinaus sollten Unternehmen herausfinden, wie Heimladevorgänge kosteneffizient abgerechnet werden können.

Jonas Friedrich: Ein weiterer Punkt ist, ob der Zugang zu privaten Ladepunkten beschränkt werden sollte, um Nutzungskonflikte zu vermeiden. Klare Antworten auf diese Fragen bilden die Basis für eine transparente und effiziente Lade- und Abrechnungslösung.

Trotz des allgemeinen Trends zur Elektromobilität gibt es oft Vorbehalte mit Blick auf die Dienstwagenrichtlinien. Was sind die Hauptgründe dafür?

David Voggeser: Noch gibt es in vielen Dienstwagenrichtlinien bei der Modellpalette Einschränkungen auf europäische Hersteller. Aber wir sehen eine deutliche Entwicklung zur Flexibilisierung und Öffnung hin zu mehr Vielfalt bei den Fahrzeugtypen.

Jonas Friedrich: Unternehmen sind stärker denn je bemüht, persönliche Präferenzen ihrer Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Diesen geht es vielfach weiter um Tradition, aber mehr und mehr auch um Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung. Mit entsprechenden Vorgaben können Unternehmen auch in Dienstwagenrichtlinien zur Stärkung der Arbeitgebermarke beitragen.

Sasa Basta: Das Gleichgewicht zwischen Individualisierung und Arbeitgeberinteressen ist eine ständige Herausforderung. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Auswahl an Fahrzeugen sowohl den Mitarbeitenden gerecht wird als auch die Unternehmensziele unterstützt. Exotische Modelle sowie besonders leistungsstarke Dienstwagen stehen häufig nicht zur Verfügung, und das ist in vielen Fällen verständlich.

Wie beeinflusst die öffentliche Debatte um Nachhaltigkeit und ESG insgesamt die Wahl der Dienstwagen?

Sasa Basta: Der ESG-Trend hat erheblichen Einfluss auf die Dienstwagenpolitik. Immer mehr Arbeitgeber möchten sicherstellen, dass ihre Fahrzeugflotten den Anforderungen einer nachhaltigen Unternehmensführung entsprechen. Elektrofahrzeuge rücken dabei in den Fokus, da ihre emissionsfreie Mobilität den ESG-Zielen zugutekommt.

Jonas Friedrich: Allerdings ist die Ladeinfrastruktur in Deutschland noch unzureichend. Trotz Initiativen wie dem Ausbau des Ladenetzwerks durch Anbieter wie Ionity oder EnBW, bestehen weiterhin erhebliche Lücken. Für eine flächendeckende und zuverlässige Infrastruktur sind daher politische Maßnahmen und Vorgaben erforderlich, die auch klare Preismodelle einschließen.

Wie können Mitarbeitende von dem ESG-Trend profitieren?

David Voggeser: Ein großer Vorteil von Elektrofahrzeugen ist die steuerliche Begünstigung. Die reduzierte Versteuerung von nur 0,25 % des Bruttolistenpreises, bis 95.000 €, macht Elektrofahrzeuge für viele Mitarbeitende attraktiv. Diese steuerlichen Vorteile unterstützen auch die Umweltziele von Unternehmen.

Jonas Friedrich: Darüber hinaus ziehen Unternehmen alternative Mobilitätslösungen in Betracht, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dies wirkt sich auch positiv für Mitarbeitende aus, die gar keinen Wunsch nach einem Dienstwagen äußern. Ein Beispiel hierfür ist die BahnCard100 für Mitarbeitende, die auf einen Dienstwagen verzichten.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung im Bereich der Bezahlsysteme für Elektrofahrzeuge?

Sasa Basta: Im Bereich der Bezahlsysteme für Elektrofahrzeuge gibt es bereits Fortschritte. Anbieter wie DKV haben Lösungen entwickelt, jedoch bleibt die Anzahl an Alternativen bislang überschaubar. Der Markt für Bezahllösungen in der Elektromobilität birgt Potenzial für neue Anbieter und Innovationen. Unternehmen sollten daher nicht nur die Verfügbarkeit von Ladestationen, sondern auch die Entwicklung kosteneffizienter Bezahlsysteme im Blick behalten. Auch die Vereinfachung des Bonus-Malus-Systems, etwa durch einen ausschließlich Bonus bei E-Fahrzeugen, gewinnt an Bedeutung.

Welche weiteren Maßnahmen könnten Unternehmen ergreifen, um die Elektromobilität zu unterstützen?

Jonas Friedrich: Unternehmen können beispielsweise die CO2-Obergrenze senken, die Zulassung von Verbrenner-SUVs in den Dienstwagenflotten einstellen oder eine Förderung von Hybrid-Fahrzeugen zurückfahren.

David Voggeser: Etwa die Hälfte der von uns betreuten und befragten Unternehmen unterstützt die Einrichtung einer privaten häuslichen Ladeeinrichtung. Um den administrativen Aufwand zu reduzieren, gewähren Unternehmen einen finanziellen Zuschuss, überlassen die Installation aber überwiegend den Mitarbeitenden. Aber natürlich ist auch die Möglichkeit, am oder auf dem Firmengelände laden zu können, ein oftmals unterschätzter Aspekt.

Was ist Ihre Einschätzung für zukünftige Entwicklungen bei der Integration von Elektrofahrzeugen in Dienstwagenflotten?

Sasa Basta: Letztendlich stehen Dienstwagenrichtlinien im Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und Unternehmenszielen. Während eine breite Auswahl an Fahrzeugtypen zur Verfügung steht, gewinnen Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend an Bedeutung.

David Voggeser: Der ESG-Trend führt dazu, dass Elektrofahrzeuge bevorzugt werden, da sie sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bieten. Dennoch bleibt der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Herausforderung, die gemeinsam von Politik und Wirtschaft gelöst werden muss. Nur so kann Elektromobilität in Dienstwagenflotten weiter wachsen und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Unternehmensführung leisten.

Vielen Dank für das Gespräch!

* Photo: Chuttersnap | unsplash
Author David Voggeser

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