In der öffentlichen Verwaltung stapeln sich die Aktenordner, randvoll mit unerledigten Aufgaben. Vom dauerhaften Rückstau besonders betroffen sind Bau- und Jugendämter sowie Ausländerbehörden. Das geht aus einer Umfrage von Verwaltungswissenschaftlern der Universität Konstanz unter Amtsleitern hervor. Demnach zerrt die wuchernde Bürokratie vielen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern an den Nerven. Wer tut sich das für einen Verdienst von maximal 4000 Euro schon an? Allein in der Landeshauptstadt Stuttgart sind 13 Prozent der Stellen unbesetzt.
Ist Bürokratie von Grund auf verwerflich? Keineswegs. Max Weber bezeichnete sie einst als Idealtypus einer legalen, rationalen Herrschaft, die das Handeln nach allgemeinen, berechenbaren Regeln ermöglicht – frei von Willkür und persönlichen Beziehungen. Hundert Jahre später sehen die Menschen das jedoch anders. Zum Amt gehen sie widerwillig. Was sie dort erleben, kommt ihnen sinnlos vor. So bröckelt das Vertrauen in Vater Staat: Waren in 2020 laut einer Umfrage des Deutschen Beamtenbundes (dbb) noch 32 Prozent der Bürgerinnen und Bürger der Ansicht, die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung sei im Vergleich zu den Jahren davor gesunken, meinen dies vier Jahre später bereits 46 Prozent.
Wächst HR die Administration über den Kopf, fehlt für ihre vorrangigen Aufgaben schlicht die Zeit.
Michael Eger, Subject Matter Leader Employer Attractiveness, Recruiting and Retention Europe & UK, Mercer