Laut aktueller Ausgabe des Global Equity Insights Survey (GEIS), der weltweit umfassendsten Studie zur Marktpraxis bei aktienbasierter Vergütung und Mitarbeiterbeteiligung, wächst das Interesse am Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Aktienprogrammen und in der Mitarbeiterbeteiligung. Ein Gespräch mit David Voggeser, GEIS-Studienleiter und Partner im Bereich Strategisches HR-Management bei der hkp///group.

Herr Voggeser, im Ergebnisbericht zum jüngsten Global Equity Insights Survey formulieren Sie ein gestiegenes Interesse am Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der aktienbasierten Vergütung und Mitarbeiterbeteiligung – bei gleichzeitigem Zögern im konkreten Einsatz. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?

David Voggeser: Ich sehe insbesondere zwei Gründe: Zum einen existieren schlicht noch nicht viele ausgereifte Lösungen, die extern eingekauft werden könnten, und die interne Entwicklung ist oft nicht effizient. Der andere Grund ist schlicht eine generelle Unsicherheit mit Blick auf die Technologie, aber auch eine hohe Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit und Genauigkeit von KI-gestützten Lösungen. Viele Unternehmen haben Bedenken, ob die Technologie ausgereift genug ist, um sensible, komplexe Aufgaben wie die Verwaltung von Aktienprogrammen zu übernehmen. Zudem gibt es auch Datenschutzbedenken, insbesondere in Europa.

Laut GEIS-Report sind nordamerikanische Unternehmen führend in der KI Nutzung auch in diesem Bereich. Was machen diese Unternehmen anders?

David Voggeser: Besonders US-Unternehmen sind oft innovativer und risikofreudiger. Sie sind bereit, neue Technologien frühzeitig zu testen und zu implementieren. Außerdem haben sie bei einem entsprechenden Mindset in der Unternehmensführung erfahrungsgemäß größere Ressourcen, um in KI-Lösungen zu investieren – mit entsprechenden späteren Wettbewerbsvorteilen, auch in der Konzeption und Verwaltung von Aktienprogrammen bzw. Mitarbeiterbeteiligungen.

Welche Anwendungen von KI in Aktienprogrammen konnten bisher beobachtet werden?

David Voggeser: Wie in fast allen anderen Feldern wird auch hier KI hauptsächlich in internen Kommunikationssystemen wie Chatbots für die Beantwortung von Anfragen aus der Belegschaft genutzt. Einige Unternehmen experimentieren mit KI im Rahmen von Analytik-Prozessen. Die Nutzung im letztgenannten Bereich ist jedoch noch nicht weit verbreitet. Sie steckt oft noch in den Kinderschuhen.

Welche neuen KI-getriebenen Lösungen für das Management von aktienbasierten Vergütungsprogrammen sind zu erwarten?

David Voggeser: Viele Unternehmen erwarten neue Lösungen vor allem im Bereich der Kommunikation. So bewertet fast die Hälfte der Unternehmen den Einsatz von Chatbots für die Interaktion mit Mitarbeitenden bei aktienbezogenen Anfragen als nützlich. Über diese lassen sich grundlegende, wiederholende Fragen schnell und effizient beantworten – bei gleichzeitiger Entlastung der HR-Funktion. Das wäre eine low hanging fruit. Die andere spannende Möglichkeit wird im Bereich Reporting gesehen, aber auch in der Vorhersage von Kursen und deren Einfluss auf Aktienvergaben. Rund ein Viertel der Studienteilnehmer sieht hier Potenzial.

Es gibt also eine breite Palette an möglichen Anwendungen, die relevant werden könnten. Wie steht es um die Bedenken bezüglich der Auswirkungen von KI auf die Vergütungsprozesse?

David Voggeser: Ja, fast die Hälfte der Unternehmen ist unsicher, wie KI die Prozesse in den kommenden Jahren beeinflussen wird. Einige sind jedoch optimistisch und sehen insbesondere Potenziale in Bereichen wie Reporting und Analytik. Ein Drittel der Unternehmen glaubt, dass KI positive Auswirkungen haben könnte, während lediglich ein Viertel keine signifikanten Veränderungen erwartet.

Sind Unternehmen über die Anwendungen von KI bei ihren Anbietern zur Verwaltung von Aktien im Rahmen entsprechender Programme informiert?

David Voggeser: Eine große Mehrheit der Studienteilnehmer ist sich nicht bewusst oder unsicher, ob ihre Dienstleister für die Aktienverwaltung KI-Programme verwenden. Nur ein kleiner Teil berichtet von der Nutzung von Chatbots. Weitere Funktionalitäten sind entweder nicht kommuniziert oder noch nicht implementiert.

Welche KI-basierten Funktionen oder Merkmale wünschen sich Unternehmen von ihren Dienstleistern zur Aktienverwaltung?

David Voggeser: Die am stärksten nachgesuchte Funktionalitäten sind Chatbots, Prozessautomatisierung, erweiterte Analytik und Compliance-Überprüfungen. Es gibt den klaren Bedarf, eine Balance zwischen KI-Funktionalitäten und menschlicher Aufsicht zu wahren. In jedem Fall wünschen sich Unternehmen Transparenz dazu, wie Algorithmen die Verwaltungsentscheidungen beeinflussen.

Vielen Dank für das Gespräch!

* hkp///group
Autor David Voggeser

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