Die hkp/// group führt regelmäßig Auswahlprozesse für HR-IT-Suites sowie andere HR-Software-Lösungen durch. Zu einem KI-basierten Ansatz im Vergleich der Stärken und Schwächen von Anwendungen, konkret am Beispiel von Anwender-Feedback zu SuccessFactors und Workday, sprach hkp.com mit der Symanto-Managerin Nikolina Lazarevic und hkp/// group Partner Holger Jungk.

Frau Lazarević, wie kann Symanto Unternehmen bei einem Software-Auswahlprozess unterstützen?

Nikolina Lazarevic: Symanto ist ein führendes Unternehmen für künstliche Intelligenz, das über Textanalyse ein tiefes Verständnis für menschliche Motivationen, Einstellungen und Emotionen zur Verfügung stellt. Über Algorithmen, die sich aus Psychologie und neusten Technologien wie Natural Language Processing oder Deep Learning für Textmining zusammenstellen, analysieren wir Textdaten in Echtzeit. Diese Funktionalität ist bei weitem nicht auf die Software-Auswahl beschränkt. Um ehrlich zu sein, handelt es sich dabei um einen Spezialfall…

… der aber verdeutlicht, wie breit Ihre Tools einsetzbar sind.

Nikolina Lazarevic: Korrekt. Seit nunmehr elf Jahren unterstützen wir Kunden mit KI-basierter Textanalyse in den verschiedensten Unternehmensbereichen, von der Unternehmensstrategie und -bewertung über Produktentwicklung, Marketing und Kommunikation und Kundenzufriedenheit. Im vorliegenden Beispiel haben wir SuccessFactors mit Workday über unsere Technologie verglichen.

Herr Jungk, was waren hkp/// group seitig die Beweggründe für einen KI-basierten Vergleich der beiden großen HR-IT-Software-Anbieter?

Holger Jungk: Als hkp/// group haben wir zahlreiche Software-Auswahlprozesse speziell im HR-Management begleitet. Unternehmen nutzen in einem solchen Auswahlprozess in der Regel verschiedene Quellen, um zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen. Über die Einbeziehung der Symanto-Funktionalitäten können wir eine weitere Facette in diesen Entscheidungsprozess einbeziehen, das Anwender-Feedback.

Und hierzu brauchte es eine Künstliche Intelligenz?

Holger Jungk: Anwender, die täglich mit einem System in Berührung kommen, haben ein sehr klares Bild von Stärken und Schwächen dieser Anwendung. Da wir aber unmöglich über 2.500 Interviews selbst hätten führen können, haben wir Symanto ins Boot geholt, die dieses Kundenfeedback auf Basis ihrer Algorithmen strukturiert aufnehmen können. Dabei ging es uns übrigens nicht um die Ableitung einer pauschalen Empfehlung für ein System, da schließlich jedes Unternehmen unterschiedliche Kriterien für den Auswahlprozess heranzieht und diese auch individuell gewichtet.

Zum Beispiel?

Holger Jungk: Sind beispielsweise kommerzielle Fragestellungen gleich oder höher bewertet als fachlicher Abdeckungsgrad, zeichnet sich ein vollkommen unterschiedliches Bild in der Rangfolge der Bewertung der Hersteller. Es gibt sie nicht, die eine pauschale Empfehlung für ein IT-System. Tatsächlich kristallisierten sich in der Vergangenheit in mehr als 15 von hkp/// group begleiteten Auswahlprozessen vier unterschiedliche Hersteller mit ihren Lösungen als passend heraus.

Wie sind Sie in der Analyse des Anwender-Feedbacks vorgegangen?

Nikolina Lazarevic: Im konkreten Anwendungsfall wurde auf Basis der KI-basierten Textanalyse von Symanto das Anwender-Feedback auf für den Business Case relevanten Webseiten wie Capterra, g2.com, gartner.com oder technologyadvice.com analysiert. Insgesamt wurden 2.694 öffentliche Kommentare von Nutzern der definierten Anwendungen aus Personal- und IT-Abteilungen zahlreicher Unternehmen gesammelt und auf statistische Muster hin untersucht.

Dafür brauchte es aber ein Raster, ein Muster für die Klassifizierung …

Nikolina Lazarevic: Genau. Über eine KI-gestützte Textanalyse werden zunächst Schlüsselthemen identifiziert, in denen Begriffe oder Sätze erkannt werden. Im zweiten Schritt werden diese in übergeordnete Kategorien gegliedert, welche dann nochmals in granulare Unterkategorien eingeordnet werden.

Das klingt nach einem aufwändigen Prozess!

Holger Jungk: In der Tat braucht es Vor- und Mitdenken. Aber der grundsätzliche Aufwand hielt sich im Rahmen, zumal die Daten anschließend sofort verfügbar sind - ein großer Vorteil gegenüber der klassischen quantitativen Marktforschung. Mit den Ergebnissen lässt sich ein Bild ableiten, wo sich die Hersteller unterscheiden und welche Dimension ein positives oder negatives Urteil auf Basis von Anwenderkommentaren erfährt. Lassen Sie uns kurz in die Dimensionen näher anschauen.

Welche waren das im Fall des Vergleichs von Workday versus SuccessFactors?

Nikolina Lazarevic: Konkret wurden in der Gegenüberstellung acht Dimensionen für die Analyse definiert bzw. erhoben: Dazu zählten Product Attributes, Service Experience, Features, Interfaces, Digital Experience, Process, Safety & Security, Interfaces und Overall Perception.

Und wer hat wo besser abgeschnitten?

Nikolina Lazarevic: Ins Detail der Dimensionen zu gehen, würde hier sicherlich zu weit führen. Aber in den einschlägigen Fach-Portalen schneidet Workday insgesamt besser ab als SuccessFactors. Letzteres System punktet zwar in einzelnen Kategorien besser, in Summe geht aber Workday als Punktsieger hervor.

Holger Jungk: Zur korrekten Einordnung dieses Ergebnisses sei aber angeführt, dass in den zur Analyse genutzten Portalen viele Kommentare von US-Unternehmen vertreten sind, in denen Workday auch häufiger als reine Payroll-Lösung verwendet wird – ein Funktionsbereich, der in der Vergangenheit von SuccessFactors nicht angeboten wurde. Auch spielt die regionale Nutzung der genutzten Portale einen Einfluss auf die dort zu findenden Nutzerkommentare. Dazu ist zu erwähnen, dass Anwender eher negatives Feedback zu konkreten Problemen in einschlägigen Portalen hinterlegen. Niemand schreibt: „Heute alles prima – System nicht abgestürzt.“

Wie konnten die Ergebnisse verwendet werden?

Nikolina Lazarevic: Die im Rahmen der Analyse erzielten Ergebnisse stellten durchaus einen Baustein in der Entscheidungsfindung die Softwarelösung dar. Aber generell sollte die hier vorgestellte Auswertung nicht Basis einer verallgemeinerten Schlussfolgerung sein. Aus unserer Sicht sollten Unternehmen im Rahmen ihrer Entscheidungsfindung für eine HR-IT Suite in Erwägung ziehen, weitere Anbieter über eine vergleichbare Analyse zu bewerten.

Holger Jungk: Wie eingangs erwähnt sind wir als hkp/// group im Rahmen von Software-Auswahlprozessen als Hersteller- und Implementierungspartner-unabhängiger Berater aktiv und beziehen dabei auch weitere Lösungen ein. Während in Deutschland lange Zeit Workday und SuccessFactors als dominierende Anbieter galten, erweisen sich zunehmend auch Cornerstone und Oracle zunehmend als starker Wettbewerber. Auch hier ist der Markt derzeit sehr dynamisch.

Frau Lazarevic, Herr Jungk, vielen Dank für das Gespräch!

 

Hintergrundinformation Symanto

Symanto ist ein führendes Unternehmen für künstliche Intelligenz, das über Textanalyse ein tiefes Verständnis für menschliche Motivationen, Einstellungen und Emotionen zur Verfügung stellt. Über die einzigartigen, hauseigenen Algorithmen, die sich aus Psychologie und neuster Technologie (Natural Language Processing & Deep Learning für Textmining) zusammenstellen, analysiert Symanto Textdaten in Echtzeit und bietet wertvolle Erkenntnisse, die bereits bei mehr als 50 Kunden in verschiedenen Unternehmensbereichen (Unternehmensstrategie & -bewertung, Produktentwicklung, Marketing & Kommunikation, Kundenzufriedenheit, etc.) eingesetzt werden.  Die Symanto Research GmbH wurde 2010 von Khaleeq Aziz und Michael Klieber in Nürnberg gegründet.

* Photo by Jan Huber on Unsplash
Autor Holger Jungk

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