- Die durchschnittliche Gesamtvergütung der Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX steigt 2017 um rund 6 % auf 408.000 Euro
- Vergütungshöhen unterhalb des europäischen Durchschnitts von 810.000 Euro
- Die Konzentration auf eine reine Fixvergütung entkoppelt den Zusammenhang zwischen Vergütung und Performance
- hkp/// group Analyse „Geschäftsberichtsauswertung Aufsichtsratsvergütung DAX 2017“
Frankfurt am Main, 26. April 2018. Im Geschäftsjahr 2017 ist die Vergütung der Aufsichtsratsvorsitzenden in den führenden börsennotierten Unternehmen Deutschlands (DAX-Unternehmen) um 5,7 % auf einen Durchschnittswert von 408.000 Euro gestiegen. Damit wird erstmals die Marke von 400.000 Euro übertroffen. Wie in den Jahren zuvor besetzt der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank mit 800.000 Euro die Spitze der Rangliste. An deren Ende findet sich der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen, der 2017 vollständig auf seine Bezüge verzichtete.
Hatte sich in den letzten Jahren noch eine leichte Annäherung von höchster und niedrigster Vergütung bei den DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden abgezeichnet, bleibt die Spreizung aktuell auch ohne den Einbezug von Volkswagen mit einem Faktor von 3,8 nahezu unverändert hoch. Auch eine Vergütung auf Augenhöhe mit Vorstandsvorsitzenden findet weiterhin nicht statt. So beträgt die durchschnittliche Direktvergütung der Vorstandsvorsitzenden im DAX das 14-fache des Vergleichswerts der DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden.
Die Konzentration auf eine reine Festvergütung ist weiter gegeben. Während die Fixvergütung in 19 DAX-Unternehmen die einzige Vergütungskomponente darstellt, koppeln neun diese zusätzlich mit einer mehrjährigen variablen Vergütung, meist in Form von Aktien. Lediglich zwei Unternehmen, Beiersdorf und Fresenius, sahen 2017 noch eine einjährige variable Vergütung für die Vorsitzenden ihrer Aufsichtsräte vor. Diese entfällt für das Geschäftsjahr 2018 in allen DAX-Unternehmen.
Dies sind die zentralen Aussagen der heute präsentierten Analyse „Geschäftsberichtsauswertung Aufsichtsratsvergütung DAX 2017“ der Unternehmensberatung hkp/// group.
„Im Vergleich zum durchschnittlichen Konzernüberschuss der DAX-Unternehmen von über 35 % sehen wir 2017 im Bereich der Aufsichtsratsvergütung einen geringen, unterproportionalen Anstieg. Auch wird die Vergütung einer professionellen Aufsichtsratstätigkeit nach wie vor nicht gerecht. Sie spiegelt nicht den immer größer werdenden Aufwand sowie die stetig steigenden Verantwortlichkeiten wider und kann daher nur in der Spitze als fair bezeichnet werden“, erklärt hkp/// group Senior Partner Joachim Kayser.
hkp/// group Partner Regine Siepmann sieht insbesondere die Konzentration auf die Festvergütung kritisch: „Die Entwicklung zu reinen Festbezügen entkoppelt die Vergütung von Aktionärsinteressen und der Performance des Unternehmens.“ Einen Gegenpol bilden einige wenige Unternehmen wie BMW oder Continental, deren Aufsichtsratsvergütung einen hohen langfristig variablen Anteil aufweist. Unternehmen wie Bayer, BASF oder Daimler setzen zudem auf Aktien als langfristiges variables Vergütungselement. „Das ist aus unser Sicht ein zukunftsweisender Weg in der Vergütung von Aufsichtsräten“, so Siepmann.
Stabilität an der Spitze, aber keine Angemessenheit im hinteren Vergütungsfeld
Der aktuelle Anstieg bei den durchschnittlichen Bezügen eines DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden basiert sowohl auf variablen Bezügen, die aufgrund guter Unternehmensperformance gestiegen sind, und erhöhten Fixvergütungen. Letztere sind gegenüber dem Vorjahr um 17,8 % gestiegen.
Die Vergütungsrangreihe der ganzjährig im Amt tätigen Aufsichtsratsvorsitzenden in den DAX-Unternehmen wird im dritten Jahr in Folge durch die Deutsche Bank angeführt. Die Bezüge in Höhe von 800.000 Euro sind identisch zum Vorjahr. Auf den Plätzen zwei und drei folgen BMW und Fresenius.
Top-Vergütungen Aufsichtsratsvorsitzende DAX | Gesamtvergütung
- Deutsche Bank | 800.000 Euro (+/-0)
- BMW | 640.000 Euro (+5 %)
- Fresenius | 632.000 Euro (+19 %)
Geringste Vergütungen Aufsichtsratsvorsitzende DAX | Gesamtvergütung
- Beiersdorf | 224.000 Euro (+/-0)
- Infineon | 216.000 Euro (+1 %)
- thyssenkrupp | 212.000 Euro (+1 %)
Abb.: Die höchsten und geringsten Gesamtvergütungen von ganzjährig tätigen Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX für das Geschäftsjahr 2017 (Werte in Klammern: Veränderung zum Vorjahr)
Stabilität ist auch im Hinblick auf den Vergütungsabstand von Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden zu verzeichnen. „Wenn die durchschnittliche Vergütung eines Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX nur etwa 7 % des Vergleichswerts eines Vorstandsvorsitzenden im gleichen Unternehmenskreis beträgt, dann kann nicht von Augenhöhe die Rede sein“, analysiert hkp/// group Experte Joachim Kayser. Seiner Ansicht nach ist diese Augenhöhe vor dem Hintergrund der Aufgaben in der Unternehmenskontrolle und Strategiebegleitung aber zwingend erforderlich.
International nur Durchschnitt
Im europäischen Vergleich (STOXX-Unternehmen) bilden auch aktuell die Verwaltungsratspräsidenten aus der Schweiz die Vergütungsspitze, allen voran UBS (5,1 Mio. Euro), Roche (4,0 Mio. Euro), Novartis (3,4 Mio. Euro) und Zurich Insurance (1,4 Mio. Euro) – allerdings bei unterschiedlichen Governance-Modellen. So gilt die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten im Unterschied zu einem Aufsichtsratsvorsitzenden in Deutschland als Vollzeitamt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende des ersten Nicht-Schweizer Unternehmens folgt mit AXA auf Rang 5. Der DAX-Spitzenwert Deutsche Bank (800.000) liegt im Vergleich der STOXX-Unternehmen auf Platz 15 und entspricht etwa dem europäischen Durchschnittswert von 810.000 Euro.