- Nach zwei rückläufigen Jahren erstmals wieder Anstieg bei den Vergütungen der CEOs in europäischen Top-Unternehmen – VW erneut als Spitzenwert
- Überproportionaler Anstieg der Festvergütungen wirft kritisches Licht auf Pay-for-Performance
- Vergütungsspitze bei den Präsidenten des Verwaltungsrats erneut von schweizerischen Unternehmen gebildet
- hkp/// Analyse "Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2014"
Zürich, 1. Juli 2015. Die Bezüge der Top-Manager in den führenden börsennotierten Unternehmen Europas sind nach zwei Jahren sinkender Vergütungsniveaus im Geschäftsjahr 2014 erstmals wieder angestiegen. Bei den durchschnittlichen Direktvergütungen der CEOs bzw. Vorstandsvorsitzenden ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 4 % von 5.6 Mio. Euro auf 5.8 Mio. Euro zu verzeichnen. Die Festvergütungen stiegen dabei überproportional um rund 9 %, teils auch als Folge der Bankenregulierung, die geringere variable Anteile fordert.
Seit 2011 werden im Gesundheitswesen und in der Konsumgüterindustrie die höchsten Direktvergütungen für Top-Manager gezahlt, wobei in 2014 die Konsumgüterindustrie den ersten Rang einnimmt. Wie schon im Vorjahr holen Finanzdienstleister weiter auf. Branchenübergreifend stammen die CEOs mit den höchsten Vergütungen aus Unternehmen in Deutschland (VW, 14.86 Mio. Euro), der Schweiz sowie in Grossbritannien.
Dagegen setzt sich der seit 2011 zu beobachtende Trend sinkender Vergütungen bei den Verwaltungsratspräsidenten (Chairmen) fort. Für das Geschäftsjahr 2014 ist hier gegenüber 2013 ein Rückgang der durchschnittlichen Gesamtvergütung um 12 % auf 0.82 Mio. Euro zu beobachten. Bei den Chairmen bilden Unternehmen aus der Schweiz mit deutlichem Abstand die Spitze im europäischen Vergleich. Hier liegt der Höchstwert bei 5.93 Mio. Euro (Nestlé).
Zu diesen Erkenntnissen kommt die Analyse "Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2014" der Unternehmensberatung hkp/// group. Die Auswertung basiert auf den in den aktuellen Geschäftsberichten veröffentlichten Angaben der in den Börsenindices STOXX Europe 50® und EURO STOXX 50® geführten Unternehmen zur Vergütung ihres Top-Managements.
"Die parallele Entwicklung von Unternehmensgewinnen und Vergütungen ist erfreulich und stützt das wichtige Pay-for-Performance-Prinzip. Der deutliche Anstieg der Festvergütungen passt jedoch nicht ins Bild. Hier gilt es genau hinzusehen, ob dies wirklich nur die Reaktion auf verfehlte Bankenregulierung ist. Erfreulich ist die Etablierung des Nachhaltigkeitsgedankens. Der überwiegende Teil der erfolgsbezogenen Vergütung bezieht sich nicht mehr auf Jahresergebnisse, sondern berücksichtigt den langfristigen Unternehmenserfolg", erklärt hkp/// group Managing Partner Michael H. Kramarsch.
CEO Vergütung: VW erneut als Spitzenwert, Banken weiterhin auf Durchschnittsniveau
Laut aktueller hkp/// Analyse beläuft sich die durchschnittliche Direktvergütung der CEOs (ohne Altersversorgung und Nebenleistungen) in den europäischen Top-Unternehmen auf rund 5.8 Mio. Euro. Der Wert für den Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen (14.86 Mio. Euro) nimmt mit deutlichem Abstand die Spitzenposition in Europa ein, gefolgt von den beiden Co-CEOs von Richemont (11.57/10.03 Mio. Euro) sowie dem CEO von Novartis (9.84 Mio. Euro). Im Vergleich dazu finden sich die geringsten Vergütungen bei den CEOs der ING Groep und Glencore mit 1.27 bzw. 1.09 Mio. Euro. Durchschnittlich werden die höchsten Vergütungen in der Schweiz, in Spanien sowie in Deutschland gezahlt.
Finanzdienstleister holen weiter auf
Unternehmensgrösse und Branche sowie der Standort des Konzernsitzes beeinflussen die Höhe der CEO-Vergütung. Zudem spielt die internationale Ausrichtung und Wettbewerbsintensität eine wichtige Rolle. Dies ist einer der Gründe für die im europäischen Branchenvergleich signifikant höheren Vergütungen in der Konsumgüterindustrie und im Gesundheitswesen.
Nach einigen rückläufigen Jahren holen insbesondere die Finanzdienstleister (Banken und Versicherungen) wieder auf. Auffallend ist dabei die sich verändernde Vergütungsstruktur. Die im Vergleich prozentual höchsten Grundvergütungen und niedrigsten einjährigen variablen Vergütungen lassen sich den regulatorischen Rahmenbedingungen zuschreiben. In Banken dürfen variable Vergütungen nur noch das Ein-, nach Beschluss in der Hauptversammlung nur noch das Zweifache der Grundvergütung ausmachen. Dies erklärt den branchenübegreifend höchsten Anteil der Festvergütung. Zudem sieht die Regulatorik für Banken eine deutlich übergewichtete mehrjährige variable Vergütung vor.
Die mehrjährige variable Vergütung beträgt bei den CEOs in der Schweiz und Grossbritannien knapp zwei Drittel der Direktvergütung (58 % bzw. 62 %). Bei den STOXX-Unternehmen aus Deutschland liegt der Vergleichswert bei 50 % und damit leicht unterhalb des Durchschnitts über alle Länder und Unternehmen. Gemessen in absoluten Werten wird die höchste durchschnittliche Grund- sowie einjährige variable Vergütung in Spanien gezahlt. In der Schweiz und Grossbritannien hingegen findet sich der niedrigste Anteil an einjähriger variabler Vergütung.
hkp/// Senior Partner Martin Pfändler kommentiert: „Die Bedeutung der mehrjährigen variablen Vergütung hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Die Langfristvergütung und damit die nachhaltige Sicht auf die Vergütung hat einen hohen Einfluss auf die Positionierung im Vergütungsranking.“ Der hkp/// Vergütungsexperte betont zudem, dass die gewährten mehrjährigen variablen Vergütungen im Gegensatz zur einjährigen variablen Vergütung noch nicht ausgezahlt sind, sondern in der Regel für die nächsten drei Jahre an bestimmte Kriterien gebunden sind: „Sinkt beispielsweise die Unternehmensperformance, so verringern sich auch diese Bezüge. Im Extremfall können sie auch komplett ausfallen“, so Martin Pfändler.
Verwaltungsratspräsidenten-Vergütung: Schweizer Unternehmen als Spitze im europäischen Vergleich
Bei den Verwaltungsratspräsidenten (Chairmen) der europäischen Unternehmen bilden vier Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz die Spitze des Vergütungsrankings: Nestlé, UBS, Novartis und Credit Suisse. Deren Verwaltungsratspräsidenten erhalten mit 5.93 Mio. Euro, 4.96 Mio. Euro, 3.13 Mio. Euro bzw. 2.88 Mio. Euro eine deutlich höhere Vergütung als die in der Rangreihe unmittelbar folgenden Unternehmen. Auf Platz fünf folgt der Chairman von Unicredit (Italien) mit einer Vergütung von rund 1.56 Mio. Euro.
Diese Spitzenposition der Schweizer Unternehmen ist der vom Gesetz gegebenen Verantwortlichkeit und Rolle sowie der bei einigen Unternehmen verbreiteten Auslegung der Rolle des Verwaltungsratspräsidenten als Vollzeitaufgabe zuzuschreiben. Hingegen wird bei den übrigen europäischen Unternehmen die Unternehmenskontrolle des Verwaltungsratspräsidenten bzw. Aufsichtsratsvorsitzenden üblicherweise als Teilzeittätigkeit und mit einer geringeren Machtfülle ausgeübt. Die durchschnittliche Vergütung eines Verwaltungsratsvorsitzenden im STOXX betrug im Jahr 2014 rund 0.82 Mio. Euro. Im Jahresvergleich entspricht dies einem erneuten Rückgang (12 %).
hkp/// group Senior Partner Martin Pfändler erläutert: „In der Schweiz wird die Rolle des Verwaltungsratsvorsitzenden, im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Unternehmen, sehr individuell definiert. Die gesetzliche Hauptverantwortung für das Unternehmen liegt beim Verwaltungsrat, geführt vom Präsidenten/Chairman, der die Unternehmensführung teilweise oder ganz an einen CEO delegieren kann. Hier finden sich deshalb teils faktische Co-CEOs. Die Machtbalance innerhalb einer Unternehmung profitiert davon, dass einem CEO ein gleichgewichtiger Chairman gegenüber sitzt.“
Hintergrundinformationen zur Analyse
Die hkp/// Analyse „Executive and Non-Executive Director Compensation in Europe 2014“ untersucht die Vergütungen der Top-Führungskräfte in Unternehmen aus 9 Ländern, die in den bedeutendsten europäischen Aktienindizes – STOXX Europe 50® und EURO STOXX 50® – geführt werden (insgesamt 77 Unternehmen). Die Analyse stützt sich auf Daten aus den Geschäftsberichten über das zum 31.12.2014 oder zuletzt davor geendete Geschäftsjahr.